Der Bindestrich
Bei Korrektur und Lektorat von Dissertationen, Diplomarbeiten, Masterarbeiten oder Bachelorarbeiten achten wir genau auf die korrekte Verwendung des Bindestrichs (im Fachjargon des Korrekturlesens „Divis“ genannt). Er ist ein kurzer Strich, der ohne Zwischenraum gesetzt wird. Er wird aber eigentlich nur dann verwendet, wenn man zwei Bestandteile eines Wortes genauer hervorheben möchte. Denn grundsätzlich werden zweiteilige Substantive im Gegensatz zum Englischen zusammengeschrieben. So kann man statt der „Einkommensteuertabelle“ oder der „Lottoannahmestelle“ auch „Einkommensteuer-Tabelle“ oder Lotto-Annahmestelle“ schreiben.
Dem Einfluss des Englischen ist es auch geschuldet, dass die derartige Verwendung von Bindestrichen zur Unterteilung von zweiteiligen Substantiven immer mehr um sich greift bis hin zu dem im Deutschen unzulässigen völligen Weglassen des Bindestrichs unter Verwendung eines „Deppenleerzeichens“ (Sebastian Sick), also etwa „Stadt Bücherei“ statt „Stadtbücherei“.
Während also bei der natürlichen Zusammenschreibung zweiteiliger Substantive viel zu häufig der Bindestrich verwendet wird, wird er immer öfter dort weggelassen, wo er nach der deutschen Rechtschreibung zwingend notwendig ist, nämlich dann, wenn man mehr als zwei Bestandteile zusammenfügen möchte. Man kennt das ehesten von den Straßennamen: Aus der „Goethestraße“ (nicht „Goethe-Straße“!) wird die „Johann-Wolfgang-Goethe-Straße“.
Sehr oft geht diese Koppelung auch schief, wenn man z.B. in der ehrwürdigen F.A.Z. ganz falsch liest „Anti-Terrormaßnahmen“; das bedeutete ja, man wäre gegen Terrormaßnahmen, was aber sinnlos und auch nicht gemeint ist, denn man ist für Maßnahmen gegen den Terror, daher: „Anti-Terror-Maßnahmen“ (die Zusammenschreibung „Antiterrormaßnahmen“ ginge auch, ist aber wohl etwas leseunfreundlich). Und man hat zwar hoffentlich im Zug eine „Bahnfahrkarte“, aber in der „U-Bahn“ nicht eine „U-Bahnfahrkarte“, weil nicht die Fahrkarte im Untergrund verkehrt, sondern die Bahn, weshalb es demzufolge „U-Bahn-Fahrkarte“ heißen muss.
Analog muss man diese Regel befolgen, wenn englische Termini, die ja in der Regel ohne Bindestrich geschrieben werden, mit einem deutschen Wort verknüpft werden. Dann wird etwa aus den „Social Media“ ein „Social-Media-Unternehmen“. Die „Face-to-Face-Kommunikation“ ist genauso wichtig wie die „Mund-zu-Mund-Propaganda“. Und die Aktie der Deutschen Bank ist eben eine „Deutsche-Bank-Aktie“ mit einem guten „Preis-Leistungs-Verhältnis“. So korrigieren wir das beim Lektorat von Diplomarbeiten gemäß den DUDEN- Richtlinien.
Auch in Kombination mit Zahlen stoßen wir bei der Korrektur von Masterarbeiten hier immer wieder auf falsche Schreibweisen: So ist es der „100-m-Läufer“, der in einer „3-Zimmer-Wohnung“ (oder „Dreizimmerwohnung“) wohnt und hoffentlich nicht zum „Hartz-IV-Empfänger“ wird.
Auch bei der Substantivierung von Verben oder Adverben werden die einzelnen Bestandteile (wenn es mehr als zwei sind) zum Ausweis ihrer Zusammengehörigkeit sämtlich mit Bindestrichen gekoppelt und – da nun Substantive – großgeschrieben:
„dieser Zustand des Sich-geborgen-Fühlens“ (nicht aber bei nur zwei Teilen: „dieser Zustand des Sichverliebens und zugleich Ausgeliefertseins“). Und die „ad hoc“ einberufene Sitzung wird zur „Ad-hoc-Sitzung“ und ein „in vitro“ durchgeführter Versuch zum „In-vitro-Versuch“.
Der Vollständigkeit halber sei noch an den kurzen Strich als Auslassungsstrich erinnert. Hier tritt ein Leerzeichen vor bzw. hinter den Kurzstrich:
„Forschungsidee und -projekt stehen bereits. Korrekturlesen und Lektorat von Diplom- und anderen Examensarbeiten können deren Note verbessern.“
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