Vom Einarbeiten fremder Gedanken in die eigene Bachelorarbeit

von | 25. Nov 2014 | Tipps | 0 Kommentare

Vom Einarbeiten fremder Gedanken in die eigene Bachelorarbeit

Kleine Schule der Zitation (2)

In Ihrer Bachelorarbeit im Fach Betriebswirtschaft untersuchen Sie den ,Einsatz segmentspezifischer Marketingprogramme zur Absatzsteigerung auf Basis der Kundenstrukturanalyse als Mittel der modernen Marktforschung am Beispiel des Vertriebs von Unterwäsche ‘.

Vereinfacht gesagt heißt das: Sie wollen in etwa aufzeigen, zu welchen Marketingstrategien Unternehmen greifen, um diverse Käufertypen zum Erwerb von Unterwäsche zu bewegen.

Mal angenommen, es bestünde eine wissenschaftlich anerkannte Denkschule, die einen Zusammenhang zwischen Kaufverhalten und Mondphasen postuliert. Diese fiktive Denkschule, repräsentiert durch Konstantin Pilz in seinem Standardwerk Der Mond als Agens moderner Marketingstrategien, kommt zu folgendem (freilich ebenfalls fiktivem) Ergebnis:

Marktingexperten haben erkannt: Der Mond ist ein dienstbarer Geist. In zwei unabhängig voneinander durchgeführten empirischen Studien konnten Bodo Bart und Alfredo Flunker belegen, dass die Empfänglichkeit für Suggestion im zweiten Viertel des zunehmenden Halbmonds sowie bei Vollmond sprunghaft ansteigt.

Seit kurzem machen sich Marketingstrategen dieses Wissen zunutze, indem sie Werbeanzeigen, Fernsehwerbespots etc. bevorzugt zu den erwähnten Mondphasen schalten. Mit dem Ziel suggestiver Beeinflussung von Kaufentscheidungsprozessen bedienen sie sich in teils wagemutiger, teils experimenteller Manier unterschiedlicher Käufertypologien. (Pilz, Konstantin: Der Mond als Agens moderner Marketingstrategien, Frankfurt a.M. 2013, S. 27.)

Was sollen Sie in Ihrer Bachelorarbeit zitieren?

Mal ehrlich? Würden Sie dieses Zitat wortwörtlich und in voller Länge einarbeiten? – Wohl kaum.

Von der Metapher mit dem ,dienstbaren Geist‘ sollten Sie sich als Erstes verabschieden – wenn Sie nicht gerade Germanistik studieren, wo derartige Bilder zum Zitieren und Sezieren geradezu herausfordern.

Als BWLer sind Sie über derartige Spielchen erhaben. Statt des genauen Wortlauts können Sie den Inhalt locker sinngemäß wiedergeben.

Sie zitieren also indirekt.

Doch welche Aussage ist essenziell? Und wie sollen Sie diese in Ihr Skript packen?

Starten wir einen Versuch. Auf Basis zweier empirischer Studien ist Konstanzin Pilz zu der Erkenntnis gelangt, dass „die Empfänglichkeit für Suggestion im zweiten Viertel des zunehmenden Halbmonds sowie bei Vollmond sprunghaft angestiegen“ (Pilz, Konstantin: Der Mond als Agens moderner Marketingstrategien, Frankfurt a.M. 2013, S. 27) ist.

Zufrieden? – Nein!

Wir haben hier nur eine marginale Eigenleistung vollbracht. Noch immer kleben wir am Wortlaut.

Das geht um Klassen besser: Das zweite Viertel des zunehmenden Halbmonds sowie der Vollmond (diese Wendungen können Sie übernehmen, da die Mondphasen so bezeichnet werden; es sich mithin um Fachbegriffe handelt) scheinen den Menschen empfänglich für allerlei Einflüsterungen zu machen.

Konstantin Pilz führt aus, inwieweit Marketingstrategen das durch zwei empirische Studien belegte Wissen über die Suggestivkraft des Mondes unter Berücksichtigung verschiedener Käufertypologien zur Gewinnmaximierung einsetzen.
(Vgl. Pilz, Konstantin: Der Mond als Agens moderner Marketingstrategien, Frankfurt a.M. 2013, S. 27.)

Jetzt haben Sie alles richtig gemacht. Mit geringfügigem Aufwand haben Sie die angeführte Stelle nahezu komplett in eigenen Worten wiedergegeben. Ihr Prüfer wird das zu würdigen wissen.

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